Kommunikation schafft Verbindung (April 6, 2019)

Das Geheimnis jeder gut funktionierenden Organisation ist das gemeinsame Kommunikationssystem. Das ist keine Erfindung der Menschheit. Die Natur hat diese Grundregeln über Jahrmillionen hinweg erfolgreich eingesetzt und verfeinert. Bienenvölker erzählen sich, wo sie Honigquellen finden. Ameisenspäher geben Koordinaten von geeigneten Brutplätzen und neuen Nahrungsquellen an einander weiter. Jede Walfamilie hat ihren eigenen Dialekt. Sogar Bäume verfügen über ton-sensitive Membranen und haben ausgefeilte auditive, chemische und olfaktorische Kommunikations- und Warnsysteme.

Und der Mensch? Der ist genauso erfinderisch. Wir Menschen haben eine eigene Sprache für den gemeinsamen Kulturraum. Innerhalb der “cultural realms” bezeichnen kleinste sprachliche Eigenheiten die Zusammengehörigkeit. In vielen Regionen verändert sich ein Dialekt von Dorf zu Dorf. Und natürlich haben auch Familien und Communities ihre eigenen sprachlichen Codes, ihre Insider-Signale.

In Unternehmen ist es nicht anders. Sie sind letztlich Organisationen und funktionieren also solche analog aller anderen organischen Systeme. Jede Berufsgruppe hat ihr eigenes verbales und non-verbales Kommunikationssystem. Das reicht vom Fachjargon (Finanzen, IT, Marketing) bis hin zur Uniform der Organisationseinheit (Airlines, Bauunternehmen, Hotels). Da verwundert es eigentlich nicht, dass es innerhalb vieler Unternehmen mit unterschiedlichen Abteilungen und Spezialisten-Teams entsprechend verschiedene Kulturen gibt, die sich in Arbeitsweise, Denken, Sprache und Verhalten von den anderen Abteilungen, Divisionen und Expertenteams unterscheiden. Deshalb sind interne  Bezugsgruppen heute in ebenso fragmentierten Erlebnis- und Sprachwelten unterwegs wie Kunden und Klienten. Jede Gruppe fühlt sich nur dann wirklich angesprochen, wenn der Absender ihre Sprache beherrscht.

Und hier kommt die Kultur eines Unternehmens der Strategie in den Weg. In den meisten Organisationen werden Botschaften einheitlich verfasst und – im besten Fall – gleichzeitig an alle Mitarbeitenden gesendet. Das scheint aus Management-Sicht einheitlich und fair. Doch wenn wir den Gedanken der Diversity wirklich leben würden, müssten wir die Unterschiede mehr beachten und die Unterschiedlichkeit entsprechend integrieren. Und zwar nicht, in dem Führungskräfte ihre Mitarbeitenden bevormunden und ihnen nur die Informationen weitergeben, die sie für ihre Untergebenen als notwendig erachten. Das Wasserfall-Prinzip der internen Kommunikation scheint so veraltet wie die königlichen Herolde im 16. Jahrhundert. Nein, echte Diversity würde bedeuten, dass Botschaften gleichzeitig und einheitlich erfolgen und für jede einzelne Zielgruppe angepasst. Ziel müsste es sein, dass jede interne Community die Botschaft nicht nur hört oder liest, sondern sie auch für das eigene Schaffen und den eigenen Handlungsbereich nachvollziehen und anwenden kann. Das würde nicht nur den Wissensstand, sondern auch die Agilität, die unternehmerische Haltung und die Handlungsfähigkeit der Mitarbeitenden stärken, sodass jedes Individuum seine Aufgabe in der Organisation eigenständig wahrnehmen kann. Vielleicht sollten wir in der Unternehmenskommunikation einfach ein bisschen mehr von den Bienen lernen…

Bild mit freundlicher Genehmigung von PollyDot auf Pixabay